Universität Bonn

Abteilung für Südostasienwissenschaft

Exkursion-Lehrforschung nach Indonesien

Die Tandem-Lehrforschung, welche seit dem Sommersemester 2022 im Rahmen des SpEAking Projekts von der Abteilung für Südostasienwissenschaft angeboten wird, bietet Möglichkeiten, zusammen mit Studierenden aus Südostasien an verschiedenen Forschungsprojekten zu arbeiten und dabei Methoden der qualitativen Sozialforschung zu üben.

Im Wintersemester 22/23 führten Studierende der Universität Bonn gemeinsam mit Studierenden der Universitas Indonesia im Februar/ März kleine Forschungsprojekte zu selbstgewählten Themen in Indonesien durch. In einem Vorbereitungsseminar wurden diese Projekte gemeinsam online geplant und Hintergrundwissen erarbeitet. Im Exkursionsteil trafen sich die Studierenden aus Bonn und Jakarta/Depok dann in Indonesien. Nachdem die Gruppen ihre Projekte in ihrer endgültigen Form vorgestellt haben, wurde eine Woche lang die empirische Forschung durchgeführt und anschließend vorgestellt. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über die Exkursion und erhalten durch Bilder, Videos und Erfahrungsberichte einige Einblicke in unsere zwei Wochen in Indonesien. Die Aufnahmen und Berichte stammen von verschiedenen Teilnehmer*innen der Exkursion und wurden zwecks dieser Seite zusammengetragen.


Tour to Indonesia

Ein Zusammenschnitt von Bahia Amellal


Vorbereitung der Exkursion und Ankunft in Indonesien

Zum Ende des Jahres 2022 und auch zum Beginn des neuen Jahres trafen wir uns in der Gruppe der Deutschen Studierenden zu einigen Blockveranstaltungen, um Grundinformationen über das Land zu erhalten und auch einen Einblick in die Gegend zu erhalten, die wir erkunden würden. Hinzu kam die inhaltliche Vorbereitung der Exkursion im akademischen Sinne. Denn das Bestreben war es, eine Tandem-Forschung gemeinsam mit indonesischen Studierenden der Universitas Indonesia bereits vor unserer Ankunft in Indonesien zu entwerfen und vorzubereiten. In einem gemeinsamen Zoom Meeting lernten wir die Studierenden aus Indonesien, die Professoren und Organisatoren kennen und bekamen einen ersten Einblick in mögliche Themenfelder, die erforschbar für uns sein könnten. Denn für uns als große Gruppe sollte es in das ländlicher geprägte Puncak gehen, südlichen von den Metropolen Jakarta und Bogor. Diese ländliche und bergische Lage ermöglichte einige Kernthemen, die von indonesischer Seite zur Bearbeitung vorgeschlagen wurden: Der Tee- und Kaffeeanbau, der Umgang mit der Umwelt, das soziologisch-religiöse Thema der arrangierten Ehen in dieser Gegend. Aus diesen Kernthemen kristallisierten sich darauf drei Gruppen heraus, die aus deutschen und indonesischen Studierenden bestanden. 

Und dann ging alles ganz schnell. Am Aschermittwoch brach die Gruppe der Bonner Studierenden auf nach Jakarta. Etliche Stunden Reise standen uns bevor, doch wir waren alle motiviert und bereit, neue Erfahrungen zu sammeln. Nach einem Layover mitten in der Nacht in Dubai ging es nach Jakarta. Wir wurden herzlich von einer kleinen Gruppe der UI empfangen, verließen den klimatisierten Flughafen und wurden von dem heiß schwülen nachmittäglichen Klima geradezu überwältigt. Mit dem Bus ging es von Jakarta im Berufsverkehr nach Bogor, wobei wir beim Blick aus den Fenstern einen allerersten Eindruck von der Umgebung gewinnen konnten. Angekommen im Hotel wären wir alle am liebsten direkt unter die Dusche und vor Erschöpfung in unsere Betten gefallen, doch der Hunger trieb uns nach draußen auf der Suche nach Essen. Da einige Ansprechpersonen der UI uns im Hotel empfangen hatten, begleiteten sie uns in ein nahegelegenes traditionelles Restaurant. Völlig übermüdet und verwirrt konnten wir gar nicht einordnen, wo wir waren und wo uns der Kopf stand, aber das Essen war wirklich lecker und so wurden wir kulinarisch herzlichst empfangen in diesem so neuen Land.

Besuch der UI

Im Hotel angekommen blieb uns nicht allzu viel Schlaf, denn bereits am nächsten Morgen ging es für uns in die Universitas Indonesia in Depok, wo wir unsere zuvor erstellten Forschungsprojekte vorstellen durften. Für die Fahrt zum Bahnhof nutzen wir ein Angkot, und wer (wie wir vor zwei Wochen) noch nicht weiß, was das ist: Ein Angkot ist wohl das öffentliche Verkehrsmittel Indonesiens. Es ist eine Art Sammeltaxi mit festen Start- und Endpunkten, welches uns bei unseren Ausflügen öfters beiseite stand. Dabei verließen wir uns ganz auf unsere indonesischen Forschungspartner*innen, den die Kommunikation mit den Angkot Fahrern lief überwiegend auf Indonesisch ab. So konnten sie uns Fahrten weit abseits von den eigentlichen Routen der Fahrer organisieren, was gerade bei strömendem Tropenregen eine sehr willkommene Transportmöglichkeit war.

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© Südostasienabteilung

Freie Zeit in Bogor und Abfahrt nach Puncak

Nach diesem offiziellen Besuch an der UI folgte ein Tag Freizeit in Bogor, bevor es für uns ins Feld in Puncak gehen sollte. Wir genossen einige Stunden mehr Schlaf, ein ausgiebiges Frühstück im Hotel, bevor sich verschiedenste Kleingruppe auf den Weg machten ihre freie Zeit in Bogor optimal zu verbringen. Ob im botanischen Garten, China Town, der Mall in unmittelbarer Nähe zum Hotel, einer Tempel-Anlage außerhalb der Stadt - es gab viel zu sehen, zu erleben, zu erkunden. Bei einem spontanen Abendessen in einem Restaurant nahe des Hotels ließen wir die vielen Eindrücke sacken, besprachen einiges, was für über den Tag erlebt und gesehen hatten und tauchten beinahe nebenbei in die Kulinarik des Landes ein.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn es ging für uns nach Puncak - ein eher ländliches Gebiet im Hochland West-Javas, südlich von Jakarta. Aufgrund der höheren Lage und des damit kühleren Klimas macht es den Ort zu einem beliebten Reiseziel für die Bewohner und Bewohnerinnen aus dem Großraum Jakartas. Das bedeutet aber auch, dass im Laufe des Tages die Straße der bergigen Region einspurig gemacht wird - damit alle wieder auf schnellstem Weg in die Stadt zurückkehren können. Da wir an diesem Tag aber entgegen des Verkehrsstroms wollten, galt es für uns früh aufzubrechen, um auf jeden Fall irgendwie ankommen zu können. Ein Bus der UI holte uns in unserem Hotel ab, unser Gepäck wurde in den kleinen Bus verfrachtet (wer sich an das Game Boy Spiel Tetris erinnert - hier war jedes Know How aus diesem Spiel sehr willkommen) und wir machten uns auf den mehrstündigen Weg nach Puncak. Gefühlt fuhr der Bus immer bergauf, die Szenerie vor den Fenstern änderte sich langsam vom großstädtischen zum eher kleinstädtischen. Große Gebäude wichen kleinen Häusern und Hütten, mehrspurige Straßen wurden zu einspurigen und des Wetter wurde deutlich nasser. Angekommen in unserer Unterkunft für die nächsten Tage, die aus Hütten mit einigen Betten drin bestanden, erkundeten wir erst einmal das Gelände und hatten Freizeit, die viele von uns ruhig in ihren Hütten verbrachten bis zum gemeinsamen Abendessen.

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© Südostasienabteilung
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© Südostasienabteilung

Feldforschung in Puncak

Endlich war es für uns zu weit und wir konnten endlich „ins Feld gehen“. Dank unserer indonesischen Forschungspartner*innen war es uns möglich verschiedene Orte zu Besuchen und Kontakte zu Interviewpartner*innen zu erhalten. Dabei konntne einige von uns ihre zuvor erworbenen Sprachkenntnisse aus dem Indonesisch Unterricht zum Einsatz bringen. Weitere sprachliche Barrieren konnten wir dank unserer Forschungspartner*innen überwinden, die in Gesprächen mit Indonesier*innen nebenbei auch als Dolmetscher fungierten. Da viele unserer Interviewpartner*innen kein oder nur schlechtes Englisch sprachen, waren indonesische Muttersprachler*innen für unseren Forschungsaufenthalt unumgänglich. Die interkul-turelle Zusammenarbeit ermöglichte uns damit einen viel besseren Zugang zu den Menschen in Puncak – sowohl sprachlich als auch kulturell.

Abends nutzen wir dann die gemeinsame Zeit, um in einer großen Gruppe unseren Tag, unsere Forschung und unsere Erfahrungen zu reflektieren. Dabei lief natürlich nicht immer alles nach Plan. So kam man beispielsweise nicht an die gewünschten Ergebnisse oder die Forschung ging in eine andere Richtung als geplant. Hinzu kam auch, dass das Wetter unsere Forschung erschwerte. Starker Dauerregen hinderte uns an einigen Plänen und setze sowohl körperlich als auch psychisch zu. So mussten wir uns hin und wieder eine Auszeit nehmen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dabei lernten wir, dass es wichtig ist, genug Zeit für eine Forschung einzuplanen und mit kleineren Rückschlägen zu rechnen.

Bevor es für uns zurückging, nutzen wir den letzten Tag in Puncak, um unsere Forschungsergebnisse zusammenzutragen. Nach unserer Rückkehr in Bogor stellten wir diese anschließend in einer Abschlussdiskussion an der UI vor. Für einige endete damit der Aufenthalt in Indonesien. Andere nutzen die Gelegenheit für einen längeren Aufenthalt in Südostasien und brachen zur Weiterreise auf – diesmal mit neuen Freundschaften und Erfahrungen im Gepäck.
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© Südostasienabteilung

Noch ein paar mehr Eindrücke aus Puncak

Zum Abschluss könnt ihr euch hier nochmal zwei persönliche Reiseberichte/ Reflexionen anschauen. Wir hoffen ihr habt einen Eindruck von unseren zwei Wochen in Indonesien bekommt und seid nächstes Mal vielleicht auch mit dabei!

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