Universität Bonn

Wirtschaft und Gesellschaft in Asien

Aktuelle Lehrveranstaltungen

Der M.A.-Schwerpunkt Wirtschaft und Gesellschaft in Asien bietet im WiSe 2023/24 folgende Lehrveranstaltungen an:

Seminar: Industrialisierung in Asien

Leitung: PD Dr. Günther Distelrath

Der asiatische Kontinent stellt hinsichtlich nationaler Industrialisierungsstadien einen höchst heterogenen Raum dar. Neben etablierten Industriestaaten wie Japan, muss die Industrialisierung in vielen zentral- oder süd(ost-)asiatischen Ländern als akuter Prozess interpretiert werden. Einer Heranführung an die Spannungsfelder bei Definition von Wesen oder Verlauf der Industrialisierung folgend, steht die Behandlung der Themenkomplexe Arbeit, Handel und Kapital im Zentrum der Betrachtung. Innerhalb dieser Bereiche werden diverse Parameter als (potentielle) Näherungswerte zur Beurteilung von Entwicklung und Stand der Industrialisierung einzelner Nationen und Räume behandelt wie diskutiert.

Seminar: Soziale Schichtung in Asien

Leitung: Dr. Hans-Dieter Ölschleger, Prof. Dr. Christoph Antweiler

Beim Thema soziale Schichtung geht es um das „oben“ und „unten“ in Gesellschaften und all das dazwischen. Mitglieder einer sozialen Schicht innerhalb einer Gesellschaft haben bestimmte Merkmale (oder eine Kombination davon) gemeinsam (z.B. Beruf, Einkommen, Bildung, Ansehen, Lebensführung). Thema ist die vertikale Platzierung von Individuen oder Gruppen in einer Gesellschaft. Dabei behandeln wir einerseits Begriffe und Konzepte und andererseits die gesellschaftliche Realität. Konkret geht es um Klassen, Schichten, Stände, Milieus, Kasten und Patronage-Beziehungen; um Ränge, Hierarchien und Ungleichheit. 

Wir werden erstens theoretische Ansätze der Sozialwissenschaften zu sozialer Schichtung und sozialer Ungleichheit behandeln. Zweitens werden wir diese Konzepte, die der europäischen Sozialwissenschaft entstammen, auf gesellschaftliche Verhältnisse in Asien anwenden. Drittens werden wir nach kultur-, regional- und lokalspezifischen Konzepten und Praktiken zu sozialer Schichtung fragen. Zur Konkretisierung der Konzepte anhand von Beispielen werden wir auch praktische Übungen in Bonn durchführen.  

Seminar: Logistik und Transport in Asien: Eine Perspektive der Standorttheorie

Leitung: Dr. Philipp Bachtler

In dieser Lehrveranstaltung untersuchen wir die Rolle von Logistik und Transport in der wirtschaftlichen Entwicklung Ostasiens aus der Perspektive der Standorttheorie. Die Studierenden erhalten ein solides Fundament in den Grundlagen der Standorttheorie und wenden dieses Wissen anschließend bei der Analyse spezifischer Kontexte und Ereignisse der ostasiatischen Wirtschaftspolitik an.

Der Kurs beginnt mit einer Einführung in die Standorttheorie, einschließlich der Analyse von Transportkosten, Standortwahl, Agglomerationskräften und regionalen Unterschieden in Produktivität und Technologie. Es werden auch die Rolle von Infrastruktur und Logistik in der räumlichen Verteilung der wirtschaftlichen Aktivität beleuchtet.
 
Anschließend wenden die Studierenden diese Konzepte unter Anleitung in Rahmen von Fallstudien auf die wirtschaftliche Entwicklung Ostasiens nach dem Zweiten Weltkrieg an. Es werden die Rolle von Logistik und Transport in der „Wirtschaftswunder“-Periode Japans, der raschen Industrialisierung der „Vier kleinen Drachen“ (Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur) und der Öffnung und Reform Chinas in den späten 1970er-Jahren untersucht.

Ferner werden auch die Auswirkungen des Endes des Kalten Krieges auf die Logistik und den Transport in Ostasien betrachten, einschließlich der Rolle von Freihandelsabkommen, der Entwicklung von Logistik- und Transportnetzwerken und der zunehmenden Integration der ostasiatischen Volkswirtschaften in die globale Wirtschaft.

Die Studierenden sollen die vermittelten Konzepte und Theorien in ihren eigenen Fallstudien und Forschungsprojekten anwenden, in denen sie die Rolle von Logistik und Transport in einem spezifischen asiatischen Kontext ihrer Wahl untersuchen.

Voraussetzungen: Grundkenntnisse in Mikroökonomie und Makroökonomie sind hilfreich, aber nicht unbedingt erforderlich. Alle Studierenden, die sich für Wirtschaft, Geografie, internationale Beziehungen oder asiatische Studien interessieren, sind willkommen.

Lernziele: Am Ende dieses Kurses werden die Studierenden ein tieferes Verständnis für die Rolle von Logistik und Transport in der wirtschaftlichen Entwicklung haben und in der Lage sein, die Theorien und Konzepte der räumlichen Ökonomie auf spezifische historische und geografische Kontexte anzuwenden.

Seminar: Arbeitsbiographien in Südostasien. Entwicklung aus einer Labour-Perspektive

Leitung: Dr. Michaela Doutch

„Südostasien zählt zu den dynamischsten Regionen der Welt. Vor der Covid19-Pandemie wuchsen die Volkswirtschaften der Region beständig zumeist mit Raten von über 5%. Vieles deutet daraufhin, dass sie daran auch wieder anknüpfen werden können.” Diese Zeilen sind gegenwärtig auf der Webseite des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschlands über die Region Südostasien zu lesen, auf der die „dynamische Entwicklung” um „Urbanisierung” und „Wirtschaftswachstum” im „Herzen des Indo-Pazifiks” hervorgehoben wird. Doch was genau steckt hinter der dynamischen Entwicklung? Welche lokalen Herausforderungen und globalen Probleme sind mit jener Entwicklung verknüpft? In diesem Seminar werden wir uns dem Thema Entwicklung aus einer kritischen Arbeiter:innen- oder vielmehr Labour-Perspektive widmen und uns mit zentralen Diskursen und Debatten der Arbeitsgeographie (Labour Geography) auseinandersetzen. Mithilfe von ausgewählten Fallbeispielen aus Südostasien – etwa den Textilarbeiter:innen in Kambodscha oder den Food-Lieferant:innen in Indonesien – sollen diese Diskurse und Debatten praktisch ergründet werden.

Seminar: Dark Tourism

Leitung: Dr. Marie-Luise Legeland 

Die Tourismusbranche ist eine der umsatzstärksten Wirtschaftszweige der Welt. Dark Tourism gilt in diesem Markt bislang als Nischenprodukt, hat in den letzten Jahren jedoch vermehrt mediale Aufmerksamkeit erlangt, u.a. in den sozialen Medien. Der Begriff bezeichnet Reisen an Orte des Leidens oder des Todes, und eine Beschäftigung mit dem Thema zeigt schnell, wie vielfältig und komplex das Phänomen ist: Besuche von Kriegsschauplätzen und Gedenkstätten gehören ebenso dazu wie Katastrophentourismus oder manche Formen des paranormalen Tourismus. Im Seminar erarbeiten wir zunächst die Grundlagen des Dark Tourism, bevor wir uns mit Fallstudien zu Asien beschäftigen. Hier interessieren uns u.a. die Fragen, welche Orte als Dark Tourism Destinationen gelten, wie sie gestaltet sein können und mit welchen Motiven die Besucher anreisen. Auch soll untersucht werden, welche gesellschaftlichen Funktionen Dark Tourism zukommen und welche politische Bedeutung er im nationalen sowie internationalen Rahmen haben kann.

Seminar: Quellen- und Diskursanalyse: Grundlagen und Potentiale

Leitung: Prof. Dr. Ines Stolpe

In diesem Seminar erarbeiten wir Grundlagen der Diskursanalyse und prüfen die Anwendbarkeit diskursanalytischer Ansätze auf konkrete Themenfelder. Dies sind neben mongoleibezogenen auch relevante fächerübergreifende Diskurse. Hierbei thematisieren wir u.a. Begriffs- und Übersetzungsgeschichte im diachronen Vergleich. Ziel ist eine Sensibilisierung für die Wahrnehmung diskursiver Einflussfaktoren. Erwartet wird eine eigenständige und aktive (!) Auseinandersetzung mit verschiedenen Diskursen, die Bereitschaft zur kritischen Reflexion der Darstellungsweisen von Sinnzusammenhängen sowie die schrittweise Anwendung diskursanalytischer Perspektiven und Methoden.

Seminar: Familie in Asien

Leitung: Dr. Marie-Luise Legeland, Dr. Hans-Dieter Ölschleger

In diesem Seminar geht es darum, sich der Vielfalt asiatischer Familien sowohl in theoretischer als auch in inhaltlicher sowie methodischer Hinsicht zu nähern. Neben der Lektüre theoretischer Texte beschäftigen wir uns u.a. mit Themen wie traditionellen und modernen Familienstrukturen, Rollenmustern, Lebenszyklen, Ehe, Konflikt und Scheidung, Diversität etc.

Seminar: Unternehmen in Asien

Leitung: PD Dr. Günther Distelrath

Lernziel in diesem Seminar ist die Fähigkeit zur Anfertigung einer Unternehmensanalyse. Hierzu werden neben einer Darlegung der bestehenden und sich wandelnden Rahmenbedingungen für Unternehmen in den Ländern Asiens methodische Kenntnisse vermittelt, welche dazu befähigen, in den Referaten und Hausarbeiten ausgewählte asiatische Unternehmen insbesondere bzgl. ihrer Corporate Governance-Strukturen und ihrer nationalen und internationalen Wettbewerbspositionen einzuordnen. Dabei sollen die Möglichkeiten und Grenzen von Unternehmertum und Management, der Kapital- und Gütermarkt sowie der staatlichen Einflussnahme in den einzelnen asiatischen Volkswirtschaften verdeutlicht werden.

Leitung: Dr. Marie-Luise Legeland

Das WGA-Masterkolloquium ist ein freies Angebot ohne Leistungspunkte, das regelmäßig im Semester und in der vorlesungsfreien Zeit stattfindet. Wenn Sie im 3. oder in einem höheren Semester studieren, sich ein Thema für Ihre Master-Arbeit suchen oder bereits an ihr arbeiten, haben Sie hier u.a. die Möglichkeit, in einer offenen Werkstatt-Atmosphäre Forschungsideen zu diskutieren, Recherchestrategien zu entwickeln, über mögliche Gliederungen zu sprechen oder auch formale Fragen zu erörtern. 

Falls Sie sich für die Veranstaltung oder einzelne Sitzungen davon interessieren, schreiben Sie mir bitte eine Mail an: legeland@uni-bonn.de.

Der M.A.-Schwerpunkt Wirtschaft und Gesellschaft in Asien bietet im SoSe 2024 folgende Lehrveranstaltungen an:

Seminar: Politik in Asien

Leitung: PD Dr. Günther Distelrath

Angestrebt wird nicht das Verständnis eines jeweiligen Gesamtbildes des politischen Systems der Länder Asiens, sondern die vergleichende Untersuchung einzelner Aspekte staatlicher Verfasstheit und der Mitgestaltung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse von Seiten des Staates und der Gebietskörperschaften in ausgewählten asiatischen Ländern. Die vergleichende Sicht bezieht sich auf die innerasiatische Gegenüberstellung von Verfassungen und Regulierungssystemen sowie von Ausgangssituationen, Konzeptionen, Entscheidungsfindungen, Maßnahmen und deren Wirkungsanalysen in einzelnen Politikfeldern wie den Vergleich mit der Bundesrepublik Deutschland bzw. der Europäischen Union.


Seminar: Identität in Asien

Leitung: Prof. Dr. Christoph Antweiler, Dr. Marie-Luise Legeland

Ähnlich wie das Seminar "Soziale Schichtung in Asien" führt dieses Pflichtseminar in eine sozialwissenschaftliche Sichtweise ein, hier mit Fokus auf das Problem sozialer Identität. Identität ist untrennbar mit Sozialität verknüpft: Ein Ich bildet sich nur im praktischen Umgang mit Anderen und ist daher im Kern sozial konstruiert und strukturiert - zum Beispiel durch die jeweilige soziale Position oder durch Konzepte wie Ethnizität, Nation, Geschlecht, usw. Diese Facetten von Identität werden in einem ersten Schritt zunächst allgemein untersucht und diskutiert. In einem zweiten Schritt werden diese Aspekte und ihre Beziehungen untereinander anhand konkreter und aktueller Fallbeispiele aus der Region näher beleuchtet.

Seminar: Gruppenidentitäten und Konflikte in Südasien

Leitung: Prof. Dr. Carmen Brandt

Diese Lehrveranstaltung bietet eine Einführung in Faktoren und Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Gruppenidentitäten im modernen Südasien und einen Überblick über die wichtigsten Gruppenidentitäten und daraus resultierenden Konflikte. Neben Konflikten zwischen sowohl ethnischen, religiösen und sozioökonomischen Gruppen als auch geopolitischen Entitäten stehen die Ursachen und Antriebskräfte in Vergangenheit und Gegenwart im Fokus dieses Seminars.

Seminar: Geschichte und Erinnerungskultur in Asien

Leitung: Dr. Marie-Luise Legeland

Viele Nationen, ethnische Minderheiten und andere Gruppierungen berufen sich auf eine gemeinsame Geschichte als identitätsstiftendes Element. Die Erinnerung an herausragende historische Persönlichkeiten und Ereignisse wie Kriege oder Revolutionen prägen dabei das Selbstverständnis in ganz besonderem Maße. Wie diese Ereignisse gedeutet und als Geschichtsschreibung konstruiert werden, ist dabei abhängig von der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Situation bzw. von den Intentionen der herrschenden Elite. Historische Konflikte mit anderen Nationen oder Gruppierungen können durch die Art der Geschichtskonstruktion sowie die Erinnerungskultur zu verstetigten Feindbildern, aber auch zu Versöhnung führen. In diesem Seminar geht es darum, Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur in Asien zu untersuchen und ihre Bedeutung für binnenpolitische und internationale Beziehungen zu analysieren. 

Seminar: Aktuelle Tendenzen der demographischen Entwicklung in Japan, Südkorea, Taiwan

Leitung: PD Dr. Ralph Lützeler

Japan, Südkorea und Taiwan verzeichnen mittlerweile die niedrigsten Geburtenraten der Welt; zugleich liegt die durchschnittliche Lebenserwartung in Japan und Südkorea im Weltspitzenfeld. Unmittelbare Folge dieser demographischen Situation ist eine starke Bevölkerungsalterung, die noch signifikant über das in Deutschland gemessene Niveau hinausgeht, zumal eine Zuwanderung von Bevölkerung aus dem Ausland trotz moderater Zuwächse in jüngster Zeit weiterhin extrem gering ist – zumindest verglichen mit der Situation in Europa oder den USA. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, zum einen diese demographischen Entwicklungen als solche in vergleichender Perspektive genauer zu analysieren und zum anderen deren Implikationen für Wirtschaft und Gesellschaft in den drei Ländern jeweils herauszuarbeiten. Dabei sollen in einem ersten Teil nach einer knappen Einführung in die Thematik ausgewählte Texte gelesen werden, in denen – noch ohne Regionalbezug – eine theoretische Einordnung neuerer Entwicklungen bei Fertilität, Mortalität und internationaler Migration vorgenommen wird. Im zweiten Teil der Veranstaltung nach den Feiertagen werden dann die Referate gehalten und deren Ergebnisse auch vor dem Hintergrund weiterer Texte diskutiert.

Leitung: Dr. Marie-Luise Legeland

Das WGA-Masterkolloquium ist ein freies Angebot ohne Leistungspunkte, das regelmäßig im Semester und in der vorlesungsfreien Zeit stattfindet. Wenn Sie im 3. oder in einem höheren Semester studieren, sich ein Thema für Ihre Master-Arbeit suchen oder bereits an ihr arbeiten, haben Sie hier u.a. die Möglichkeit, in einer offenen Werkstatt-Atmosphäre Forschungsideen zu diskutieren, Recherchestrategien zu entwickeln, über mögliche Gliederungen zu sprechen oder auch formale Fragen zu erörtern. 

Falls Sie sich für die Veranstaltung oder einzelne Sitzungen davon interessieren, schreiben Sie mir bitte eine Mail an: legeland@uni-bonn.de.

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