Universität Bonn

Abteilung für Südasienstudien

Die Abteilung für Südasienstudien

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Abteilung für Südasienstudien beschäftigen sich in Forschung und Lehre mit relevanten Themen der Vergangenheit und der Gegenwart Südasiens. Mit der Einrichtung einer Juniorprofessur für Gegenwartsbezogene Südasienwissenschaft zum 01.01.2017 ging auch die Umgestaltung des Schwerpunkts der Lehre einher. Während dieser lange auf der geistes- und kulturgeschichtlichen Entwicklung des vormodernen Südasiens und dem Sanskrit-Unterricht lag, werden in Zukunft politische und soziokulturelle Entwicklungen im modernen Südasien, insbesondere in den Staaten Bangladesch, Indien und Pakistan, sowie das Erlernen der Sprachen Bengalisch und Hindi im Mittelpunkt der Lehre stehen, während das vormoderne Südasien weiterhin in der Forschung berücksichtigt wird.

Wirtschaftliche und kulturelle Kontakte zwischen Europa und dem südasiatischen Raum wurden bereits infolge des Alexanderfeldzugs im 4. Jh. v.u.Z. intensiviert. Nachdem der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama 1498 als Erster den direkten Seeweg von Europa nach Südasien vollständig durchfahren hatte, entwickelte sich im Schatten der Kolonialreiche ein reger Handelsaustausch. Darüber hinaus nahm aber auch das europäische Interesse an den reichen Kulturen, Religionen und Literaturen Südasiens zu. 

Nachdem Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Übersetzungen altindischer Literatur und religionsphilosophischer Werke in Europa mit Begeisterung aufgenommen wurden, entstand rasch das Bedürfnis, diese Texte auch im Original lesen zu können. Da Deutschland keine kolonialen Ambitionen in Südasien hatte, war das deutsche Interesse an Südasien daher von Anfang an nur indirekt in den kolonialen Diskurs eingebunden und konzentrierte sich vorwiegend auf die Erforschung der altindischen Philosophie, Religion und Literatur. 

Seit den 1990er Jahren ist in Deutschland das Interesse am gegenwärtigen Südasien gestiegen; zum Beispiel an Indien als wichtigen Partner für Wirtschaft und Politik, Pakistan im Rahmen der Friedens- und Konfliktforschung und Bangladesch als eines der wichtigsten Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Dieses erhöhte Interesse verlangt nach einer tiefgreifenden Expertise zu gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in Südasien, für die auch entsprechende Sprachkenntnisse unabdingbar sind.

Im Gegensatz zu den Sozialwissenschaften, in denen spezifische Methoden vermittelt werden, mit denen gegebenenfalls soziokulturelle Phänomene auch außereuropäischer Regionen untersucht werden, zeichnet sich die Südasienwissenschaft in Bonn durch eine interdisziplinäre Herangehensweise und durch ein holistisches Studium Südasiens mit Hilfe unterschiedlichster Methoden — philologischer und sozialwissenschaftlicher — aus. Besonders wichtig ist dabei, die ‚andere‘ Region und deren gegenwärtige Entwicklungen in Gesellschaft, Kultur, Politik, Religion und Wirtschaft ohne vorgefertigte Denkschablonen allumfassend zu durchdringen. Dabei soll das ‚Fremde‘ als ‚fremd‘ ernst genommen und begreifbar gemacht werden. 

Um sich nicht nur vor Ort verständigen zu können, sondern um auch einheimischen gesellschaftspolitischen Diskursen folgen zu können, sowie aufgrund der langen und reichen Literaturtraditionen in südasiatischen Sprachen und dem Erstarken ethnolinguistischer Identitäten kann ein allumfassendes Verständnis nicht ohne das Studium von südasiatischen Sprachen erlangt werden. Darüber hinaus bedingen die gewaltige Ausdehnung und die Heterogenität Südasiens, dass im Mittelpunkt der Lehre nicht allein die Vermittlung von ‚Fakten‘ und Sprachen stehen kann, sondern vielmehr das Erlernen von Kernkompetenzen steht. Durch die während des Studiums erlangten Kompetenzen sind Studierende nach Beendigung ihres Studiums in der Lage, sich selbstständig mit verschiedensten soziokulturellen, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Aspekten Südasiens zu beschäftigen. Nach Abschluss des Studiums sind Absolventinnen und Absolventen befähigt, in verschiedenen Berufsfeldern zu arbeiten. Hierzu zählen beispielsweise: 

Internationale Beziehungen und Kooperationen (Diplomatischer Dienst, Institutionen der Europäischen Union, private bzw. nichtstaatliche internationale Organisationen) 

  • Wirtschaft (Unternehmensberatungen, Personalberatungen)
  • Medien (Nachrichtenagenturen, Presse, Rundfunk, Fernsehen, Online-Medien)
  • Bildung (Wissenschaftsorganisation, Erwachsenenbildung, Volkshochschulen)
  • Kultur (Kulturinstitutionen, Kulturmanagement, Botschaften, Goethe-Institute)
  • Öffentlichkeitsarbeit (Behörden, Unternehmen, Verbände)
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