Universität Bonn

Abteilung für Japanologie und Koreanistik

  "F. M. Trautz (1877-1952) und die deutsch-japanischen Beziehungen vom Kaiserreich bis zur NS-Zeit"

Kurzbeschreibung:

Friedrich Max Trautz (1877-1952) spielte verschiedene Rollen in den und für die deutsch-japanischen Beziehungen in der ersten Hälfte des 20. Jh.: Heeresoffizier, Japanwissenschaftler und Institutsleiter. Nachdem er sich als Japanspezialist im Generalstab des Deutschen Heeres mit der Untersuchung des Russisch-Japanischen Krieges beschäftigt hatte, schlug er eine akademische Laufbahn ein: Er promovierte 1921 als Erster im Hauptfach Japanologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und habilitierte dort 1927. Danach nahm er als erster deutscher Leiter des Japan-Instituts in Berlin (1926-1930) sowie erster Direktor des Deutschen Forschungsinstituts in Kyoto (1934-1938) Schlüsselpositionen für den deutsch-japanischen Kulturaustausch der Zwischenkriegszeit ein. Trotz dieses Werdegangs ist sein Wirken innerhalb der deutsch-japanischen Beziehungen heute weitgehend in Vergessenheit geraten und sein Nachlass bislang nur unzureichend aufbereitet. Dieses Projekt macht es sich zur Aufgabe, Trautz‘ Anteil an den deutsch-japanischen Beziehungen zu untersuchen, seine Aktivitäten auf den Feldern Wissenschaft und Kulturvermittlung zu rekonstruieren und in ihren wissenschafts- und politikgeschichtlichen Kontexten zu bewerten. Grundlage für die Untersuchung ist der sehr umfangreiche Nachlass dieses Wissenschaftlers, Sammlers und Kulturvermittlers, der sich an verschiedenen Orten in Deutschland und Japan befindet und Trautz' Wirken und Werke in seinen verschiedenen Lebensphasen fast vollständig dokumentiert. Die erhaltenen Materialien zeichnen sich zudem durch ihre mediale Vielfältigkeit aus, da Trautz, untypisch für die an der Philologie orientierte Japanologie seiner Zeit, stark mit visuellen und optischen Medien arbeitete. Lange galt sein Nachlass daher als konzeptloses Sammelsurium, doch ermöglicht seine Diversität heute einen neuartigen biografischen Zugang für die mehrdimensionale Rekonstruktion seiner Aktivitäten samt ihren historischen Kontexten. Drei Aspekte seiner Tätigkeit sollen ins Zentrum der Betrachtung gestellt werden: sein Wirken als Militäroffizier mit Japanschwerpunkt, als Japanwissenschaftler und als Leiter von Kulturinstituten. Durch die Erstellung einer umfassenden Biografie von Trautz sollen große Lücken in der bisherigen Historiographie der Japanwissenschaften sowie der deutsch-japanischen kulturellen bzw. kulturpolitischen Beziehungen geschlossen werden.

Short summary:

Friedrich Max Trautz (1877-1952) filled various roles within and for German-Japanese relations during the first half of the 20th century: army officer, scholar of Japan, and director of institutes. After undertaking an examination of the Russo-Japanese War as a Japan specialist with the General Staff of the German army, he chose an academic career: In 1921 he was the first to graduate from Berlin University with a PhD thesis in Japanese studies, in 1927 he received his “Habilitation” (qualification to work as a professor) there. Afterwards, he held key positions in German-Japanese cultural exchange during the interwar period as the first German director of the Japan Institute in Berlin (1926-1930) and the first director of the German Research Institute in Kyoto (1934-1938). In spite of this track record his work for German-Japanese relations has been largely forgotten nowadays and his estate has not been sufficiently utilized in research. This project aims to shed light on Trautz’s participation in German-Japanese relations, reconstruct his activities in the fields of scholarship and cultural mediation and evaluate them in their respective historical contexts within academia and politics. The foundation for this study is laid by Trautz’s very voluminous estate, located at various places in Germany and Japan, which almost completely documents his efforts in the different phases of his life. These resources are distinguished by their medial diversity, since Trautz, unlike the mainstream of Japanese studies in his time, which was philological, strongly relied on visual and optical media. For a long time, therefore, his estate was considered a hodgepodge without any clear concept. Now, however, its diversity facilitates a novel biographical approach towards a multidimensional reconstruction of his activities as well as their historical contexts. This research focusses on three aspects of his work: as an army officer specializing in Japan, as a scholar of Japan and as the director of two cultural institutes. Thus, it becomes possible to close large gaps in the historiography of Japanese studies and the cultural and political exchange between Germany and Japan in the form of a comprehensive biography of Trautz.

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